Portrait: Test & Technik
Guitar – Magazin für Gitarristen und Bassisten: Röhren sind die Herzstücke unserer Verstärker. Sie beeinflussen Leistung, Sound und Ansprache. Im fränkischem Fürth sitzt ein Unternehmen, das für jeden Amp-Besitzer und Musikstil die richtige Röhre parat hält. Wir besuchten Geschäftsführer Michael Kaim und erfuhren dabei alles über seine Liebe zu den Glaskolben sowie die Historie seiner Firma.
Michael, woher kommt deine Leidenschaft für Röhren?
Michael Kaim: Es begann Anfang, Mitte der ’80er, als ich meine ersten Gitarrenstunden nahm. Meinen Eltern war wichtig, dass ihre Kinder ein Instrument lernten. Was in der Retrospektive eine super Sache ist! Meine Schwester spielte Flöte, darauf hatte ich genauso wie auf Klavier oder Keyboard absolut keine Lust. In dieser Zeit und für meinen Musikgeschmack fiel die Akustikgitarre ebenfalls durchs Raster, und so blieb quasi nur die E-Gitarre übrig.
Damals feierte ich Van Halen und Eddies Gitarrenspiel, also gab es auch keinen Ermessensspielraum. [lacht] Die erste elektrische Sechssaitige bekam ich dann von einer Arbeitskollegin meiner Mutter zum Geburtstag.
Es war eine No-name-Strat mit Humbucker. Zum Glück geriet ich an einen coolen Lehrer hier in Fürth, der selbst viel mit seiner Band spielte und ein offenes Ohr für mich hatte. Er besaß einen Echolette – in Deutschland gab es damals fast nirgends Marshalls oder andere schicke Verstärker. Die Konstruktion war zwar etwas konservativ, erledigte aber ihren Zweck und brachte Spaß beim Lernen.
Ich selbst konnte mir in diesen Tagen aber noch keinen Amp leisten, weswegen ich mir im Sperrmüll alte Röhrenradios zusammensuchte. Fand ich ein größeres Modell, konnte man die Bauteile zur Fertigung eines Combos verwenden. Für kleines Geld baute ich mir ein Gehäuse aus Pressspanplatten, packte die Verstärkereinheit und Box hinein – da war er, mein erster Amp! Er war zwar alles andere als High-End und nicht besonders laut, aber er erfüllte seinen Zweck. So fing alles an, inklusive zahlloser Stromschläge, da man sich sein Wissen über die Materie durch Ausprobieren und Hörensagen aneignen musste.